
Im ersten Moment scheint es verwunderlich, dass THE WEATHER STATION ihre Alben bei Fat Possum Records veröffentlicht, einem in Mississippi ansässigen Label, dem wir die wunderbaren Wiederentdeckungen vergessener Blues- und Soul-Originale wie T Model Ford oder Solomon Burke verdanken. Aber bei genauem Hinhören finden wir bei diesem leichtfüssigen kanadischen Pop-Ensemble um die Sängerin und Pianistin Tamara Lindeman Verzweigungen und Verästelungen, die weit in die amerikanische Musikgeschichte hineinragen. Immer wieder erinnert ihr tolles neues Album „Humanhood“ an den vom Jazz durchdrungenen Kammer-Folk von Joni Mitchel, besonders die frei mäandernden Melodiebögen und anspruchsvollen Arrangements. Umspült werden Lindemans Songs von Querflöte, Klarinette und elektronischen Klängen, die sich aber kaum exponieren. Wenn auch „Humanhood“ inhaltlich schwere Themen wie Klimakrise oder mentale Gesundheit verhandelt, so drängen Bass und Schlagzeug optimistisch dem Horizont entgegen. Berückender Art Pop für jede Wetter- und Gemütslage.