
Es ist kein Geheimnis: Wir sind seit vielen Jahren Fan von Stahlberger. Wie sich diese Band immer weiterentwickelte, Neues ausprobierte, Einflüsse aufnahm und wieder abstreifte, wie Kleider aus dem Brockenhaus: Elektropop, New Wave, Pfadilied, Disco, Easy Listening. Auch das neu Album „Immer dur Nächt“ ist wieder grandios. Waren es früher noch die Schrulligkeiten des Alltags, die Manuel Stahlberger in seinen Texten skizzierte, tappen er und seine Band nun öfters im Dunkeln, ohne den Lichtschalter zu finden. Seine Helden sind Verschwörungstheoretiker, Versehrte, Verliebte und Zauderer. Der Schellenkranz beschwört The Velvet Underground, Synthesizer wälzen sich «dur Nächt», ein DJ lässt Giorgio Moroder auf 78 Touren laufen («Pokerface»). «Es isch dunkel worde und chalt, mer händs nöd gschnallt», heisst es in «Ewige Summer», und man lässt sich mitreissen wie von einem breiten, dunklen Fluss. Trotzdem werfen uns Stahlberger mit ihrem Endzeitoptimismus immer wieder einen Rettungsring zu, bevor man den Boden unter den Füssen verliert. So viel Abenteuer hat Pop-Musik selten zu bieten.