
Immer dann, wenn sich die Welt um ihn herum schlafen legte, betrat HAYDEN CALNIN sein Studio. Er schaltete das Licht (nicht zu grell) und die Technik (nicht zu viel) an und setzte sich ans Klavier. Manchmal nahm er die Gitarre zur Hand oder suchte auf einem Synthesizer nach der passenden Klangtemperatur. So entstand zwischen Mitternacht und Morgendämmerung „Middle Night“, die neue EP des australischen Singersongwriters. Sie klingt, als hätten die nächtlichen Stunden ein Tuch der Zuversicht über Calnins cineastische Folksongs gelegt – tiefschürfend und in sich ruhend. Der Multiinstrumentalist ist in einem kleinen Hafenstädtchen in der Nähe von Melbourne aufgewachsen und studierte Film und Sound Design, bevor er 2016 mit seinem feinen Gespür für atmosphärische Stimmungen und epische Klanglandschaften das Doppelalbum „Cut Love“ aufnahm, auf dem er elektronische und akustische Klänge zu einem Ambient-Folk-Teppich verwebte. Mit „Middle Night“ wird der Teppich von imaginären Aussenräumen nach Innen verlegt: ins Unterbewusstsein. Er hätte jahrelang nicht auf seine Träume geachtet, sagt Calnin, nun aber sei er bereit für den Traumraum. „Es ist, als würde dein Gehirn das Chaos sortieren.“