
In Chicago lohnt es sich, allein der Architektur wegen in einer Band zu spielen. Mit etwas Glück bekommt man einen Proberaum in der E-Z Polish Factory, einem Industriegebäude aus Ziegelsteinen, das der grosse Frank Loyd Wright entworfen hatte. Vor hundert Jahren wurde hier Schuhcreme hergestellt, heute üben in der „Musikfabrik“ lokale Bands, darunter DEHD. Das Alternative-Rock-Trio hatte hier ihre zweite EP „Fire of Love“ aufgenommen, und man glaubt zu hören, wie die die Gitarren aus den aufgedrehten Amps von einer Backsteinwand zur andern knallen und die aufgekratzten Gesänge von Emily Kempf und Jason Bella in den Fabrikkorridoren verhallen. Acht Jahre später klingt die Band nicht weniger ungestüm, aber die Zeit ist nicht stehen geblieben. Ihr jüngstes Album „Poetry“ nahm Dehd in einem „Erdschiff“ von Michael Reynolds (schon wieder Architektur!) in der Wüste New Mexicos und in einer Waldhütte am Pudget Sound bei Seattle auf. Die naturverbundene Horizonterweiterung hört man der Band an. Die Songs sind lichtdurchfluteter, ja poppiger geworden, doch ohne die Kanten verloren zu haben, die in Frank Lloyd Wrights Fabrikgebäude geschliffen wurden.