Still Corners ^UK

Davon können die meisten Musiker*innen nur träumen: dass ihnen die Liedtexte im Schlaf zufliegen. Tessa Murray jedenfalls hat ihre Träume zur Quelle der Kunst erkoren, indem die Sängerin die Bilder, die sie nachts empfängt, gleich nach dem Aufwachen notiert. Als sie 2023 in Woodstock ein neues Album einspielte, sang sie ihre Traumverse über einen sphärischen Teppich aus verwehten E-Gitarren, Keyboardschleifen und Drums, die ihr Band-Partner, der aus Arizona stammende Multiinstrumentalist Greg Hughes, für sie ausgerollt hatte. So entstand „Dream Talk“, das sechste Album des britisch-amerikanischen Pop-Noir-Duos STILL CORNERS. Ein Album, das uns davonträgt wie ein Zug durch die mondklare Nacht. Dabei weht ein kühler New-Wave-Wind über den Atlantik bis weit in die amerikanischen Wüstentäler, wo sich der englische Sound mit Chris-Isaac-Gitarren und Lana Del Reys berückender Super-8-Nostalgie vermengt. Angeblich sollen sich Tessa und Greg 2011 auf dem Perron eines Londoner Bahnhofs kennengelernt haben, nachdem sie beide den Zug verpasst hatten. Die Musik dieses Zufalls klingt im besten Sinn des Worts: traumhaft.

Der Titel des Albums „Am I Slow Enough“ der Luzernerin LUCE bringt es bereits auf den Punkt: Zeitlupen-Folk, neben dem einem Neil Youngs „Harvest“ fast rasend schnell vorkommt. Behaglicher Kammer-Pop für einen goldenen Herbst.